Minden (DVM). Eine Begegnung der besonderen Art erleben zurzeit die Besucherinnen und Besucher des Domschatzes Minden. Die Ausstellung „Vasa | Gefäße – Eine Begegnung“ vereint christliche und profane Behältnisse und zeigt, welche Bedeutung Gefäße in all ihrer Vielfalt für uns haben können.
Die Mindener Künstlerin Theresia Störtländer-Nerge (73), seit vielen Jahren als Initiatorin der Ausstellung „Tausendschön“ bekannt, widmet sich seit fast drei Jahrzehnten der Keramikkunst. Gefäße sind ihr künstlerisches Thema. Hauchdünne Schalen, die wegen ihrer Dünnwandigkeit fast wie aus geschlagenem Metall wirken. Häuser auf Beinen, die einhüllen und teilweise von der Hamburger Speicherstadt inspiriert sind. Kerzenleuchter, die in Form und Farben schon aus sich heraus strahlen. Sie bilden die Werke, die die Künstlerin, die viele Jahre bei Rosenthal in verschiedenen Positionen tätig war, aus Ton fertigt. Und nun im Domschatz Minden erstmalig in einer eigenen Ausstellung zu sehen sind.
Christliche Kunst aus elf Jahrhunderten
Auf der anderen Seite die christlichen Kunstwerke aus elf Jahrhunderten in der Mindener Domschatzkammer, die seit ihrer Neugestaltung im Jahr 2017 ebenfalls ein neues „Gefäß“ für die Schätze bildet. Der Petrischrein, die Thronende Madonna, der Schrein der Heiligen Valeria. Sie bildeten und bilden teilweise noch immer die Behältnisse für die von den Gläubigen verehrten Reliquien.
„Wir setzen die modernen weltlichen Werke von Theresia Störtländer-Nerge in ein ganz eigenes Spannungsfeld zu den bedeutenden christlichen Kunstwerken, die in den vergangenen Jahrhunderten von kunstfertigen Mönchen in ihren Werkstätten geschaffen wurden“, schildert der Vorsitzende des Dombau-Vereins Minden, Hans-Jürgen Amtage, der die Ausstellung „Vasa“ auch kuratiert.
Werke korrespondieren
Dabei wirkt es, als seien Störtländer-Nerges Objekte allein für die Ausstellung im Domschatz geschaffen worden. Denn die Häuser korrespondieren mit den Reliquienschreinen, die Kerzenständer mit den bronzenen Mindener Leuchtern, die Schalen mit den Kelchen in den Vitrinen. Die Gegenüberstellung der Werke wird zu einer nahezu mystischen Einheit.
Annemarie Lux, über viele Jahrzehnte Gemeindereferentin der Domgemeinde und nun im Ruhestand, hat diese besondere künstlerische Begegnung in einen textlichen Kontext gesetzt. „Denn Gefäße begegnen uns überall“, betont die ehrenamtliche Geschäftsführerin des Dombau-Vereins Minden und erinnert an unsere Hände. Ein Behältnis, das wir seit Anbeginn immer mit uns tragen würden. Ausgehöhltes Holz, ausgeschlagene Steine, Muscheln und anderes seien später über viele Jahrtausende als einfache Gefäße genutzt worden.
Mit der Entdeckung, dass mit dem erdigen Material Ton Behältnisse auch selbst geformt werden können, habe das Gefäß dann noch einmal eine ganz neue Bedeutung bekommen. Die besondere Verbindung wird in der Ausstellung „Vasa | Gefäße – Eine Begegnung“ deutlich.
Bezüge zu Bibel und Gebeten
Lux setzt in ihren Begleittexten zur Ausstellung die Kunstwerke aber auch in einen Bezug zur Bibel und zu Gebetstexten. Als Beispiel nennt sie die große Keramikschale, auf die die Besucher im Foyer des Domschatzes stoßen: „Sie ist eine Einladung an die Gäste dieser Ausstellung, bereit zu sein, aufzunehmen, zu erkennen und sich von den folgenden Eindrücken inspirieren zu lassen.
Die Künstlerin Theresia Störtländer-Nerge umschreibt ihre keramischen Gefäße so: „Sie umschließen und sind so unterschiedlich wie die Natur selbst. Und sie laden ein, immer wieder neu interpretiert zu werden.“
Die erste Sonderausstellung im Domschatz Minden „Vasa | Gefäße – Eine Begegnung“ ist bis zum 15. März, dienstags bis sonntags, 10.00 bis 12.30 und 14.00 bis 16.30 Uhr am Kleinen Domhof 24 zu besichtigen.